Nach einigen Metern Faltenstreifen bügeln hatte ich davon erstmal die Nase voll. Also habe ich mich zur Abwechslung an der Rockdrapage versucht – noch ohne Stücke von den Stoffballen zu schneiden.
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Nach einigen Metern Faltenstreifen bügeln hatte ich davon erstmal die Nase voll. Also habe ich mich zur Abwechslung an der Rockdrapage versucht – noch ohne Stücke von den Stoffballen zu schneiden.
Da ich nun mit schwarzem Stoff hantieren muß, fällt mir erst auf, daß die Tage schon wieder um einiges kürzer geworden sind.
Als Basis für das Rockfutter des Ballkleides habe ich mal wieder den einen TV-Unterrockschnitt benutzt, den ich auch für späte Tournüren verwende. Ich habe ihn mit den Schnittdiagrammen für Schleppenröcke in Lechner & Beeg verglichen: Die Hinterbahn ist dort ebenfalls 120 cm breit. Für eine Schleppe erscheint diese Menge auch sinnvoll. Auf Höhe der Oberschenkel und Knie zeigt das Buch horizontale Tunnel mit Zugbändern darin, die die Rockweite hinten zusammenraffen, so daß sich die Schleppe erst ab den Knien ausbreiten kann – ein Stil, der v.a. in den späten 1870ern als „Balayeuse“ (Fegerin) sehr in Mode war und bei der Vorlage für mein Ballkleid durchaus noch eine Rolle spielt.
Der schwarze Chintz fürs Ballkleid ist da! Leider ist er nicht oder nur marginal fester als mein cremefarbener Altbestand. Auf jeden Fall muß ich jetzt den Schnitt für die Balltaille machen. Der Schnitt ist schon abgewandelt, als nächstes muß ich einen Probeschnitt machen und anprobieren. Allerdings soll man normalerweise sowieso erst den Rock machen. Beim Tageskleid habe ich es nur deswegen andersrum gemacht, weil ich nicht sicher war, daß der Stoff reicht. Beim Rock mogelt es sich leichter als bei einer Taille.
Das Unterhemd ist auch fertig. Hals- und Armausschnitt könnten noch ein bißchen Spitze brauchen. Eigentlich dachte ich an schmale Weißstickerei-Spitze in kleinen Bögen, die ich noch finden müßte, doch dann fiel mir ein, daß ich von einer Weile eine ganze Karte schmaler (ca. 1 cm), blaßblauer Maschinenklöppelspitze billig auf eBay geschossen hatte. Wegen ihrer Farbe ist sie sowieso nur für relativ moderne Projekte geeignet.
Da ich am Tageskleid nichts mehr machen kann, solange die Knöpfe noch nicht da sind, fange ich mal so langsam mit dem Ballkleid an. Am Ballkleid selber kann ich noch nichts machen, weil mir dafür noch der Futter-Chintz fehlt. Der cremefarbene Chintz, den ich für das Tageskleid verwendet hatte, neigt sich stark dem Ende zu und ist als Grundlage für einen leichten Seidentaft auch nicht stabil genug. Zur Erinnerung: Bis ins 20. Jh. hinein war das Futter nicht bloß eine möglichst dünne, glatte Schicht, die verhindern sollte, daß das Obergewand (Blazer, Rock) am Untergewand (Bluse, Strumpfhose) klebt, sondern eine solide, auf Figur geschnittene Basis, auf die ein Oberstoff aufdrapiert wurde.
Chintz ist derzeit offenbar scheußlich schwer zu bekommen, jedenfalls habe ich keine Quelle ergoogeln können; die üblichen Online-Stoffläden haben auch nichts. Am Ende habe ich von einer Freundin einen Link bekommen, und selbst dieser Laden hatte nur noch 7m in zwei Stücken übrig und kriegt wohl nichts mehr nach. Immerhin war der Rest schwarz, also genau die Farbe, die für das Ballkleid ideal ist. Und während ich auf den Chintz warte… Weiterlesen
Seit dem letzten Blog-Eintrag habe ich den Faltenstreifen aufgesetzt, und oben an diesen nochmal einen gut 20 cm breiten Beleg, weil die Wahrscheinlichkeit hoch war, daß die Schürzendrapage nicht überall tief genug hinunterreicht, um den Futterrock zu verdecken.
Vor ein paar Wochen zog ich aus, um Metallrohr für die Mittelstange zu suchen, sowie für die letzten drei Seitenstangen, für die der Vorrat nicht gereicht hatte. Nach einigem herumtelefonieren geriet ich an einen Traditionsbetrieb, dessen Inhaber Methusalems Großonkel sein muß. Aus dem Fernsehen kennt man ja diverse Sorten Messis, aber nun lernte ich eine neue Spezies kennen: den Metallmessi. Denke Dir ein Viertel, das nicht ganz auf halbem Weg zwischen Altstadt und Stadtrand liegt. Zentral genug, daß jedes freie Grundstück ruckzuck bebaut wird, Mieten über 10 €/m². Ein Bretterzaun zwischen zwei 4-bis 5-stöckigen Gebäuden der Zwischenkriegszeit. Darin eine Brettertür mit kleinem, handgeschriebenem Namensschild. Wer nicht weiß, was er sucht, käme nicht auf die Idee, daß sich dahinter ein Metallwarenhandel verbirgt. Schiebt man das Tor auf, bietet sich dahinter dieses Bild:
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Heute war ich nach langer Zeit mal wieder in meinem liebsten Antik-Textilgeschäft. Die Spitze, die ich suchte (schwarz, mit Durchzugslöchern für ein Seidenband, für ein Korsett) fand ich nicht, trotzdem habe ich mich mal wieder arm gekauft. Da war auch ein Korsett, das recht kompliziert geschnitten war, wie man es zu Zeiten der S-Linie machte. In wohlhabenderen Zeiten hätte ich es meiner Sammlung einverleibt, aber die sind leider vorbei. Weil ich die Eigentümerin seit Jahren kenne, weil sie es mag, wenn jemand ihre Ware schätzt, und weil sie einfach nett ist, hat sie es mich leihweise mitnehmen lassen, um den Schnitt abzunehmen. Auf Ehrenwort, daß ich es wiederbringe. Wo gibt es sowas noch?
Dem Korsett selbst werde ich wohl eine eigene Seite im marquise.de-Universum widmen, aber vielleicht kann jemand davon profitieren, zu sehen, wie ich den Schnitt abnehme, ohne das Teil gleich zu zerlegen.
Das Fernster in der zweiten Wand ist nun auch gemacht. Zeit für die Fensterläden. Oder besser: Raffrollos.
Über jedem Fenster wird eine Art Lappen angebracht, der die Fensteröffnung nachts oder bei Regen verschließt. Oder wenn ich mich umziehe. 😉 Man möcht’s nicht meinen, aber es kommt immer wieder vor, daß Touris am verschlossenen Zelt rumzuppeln, bis sie ihren Schädel reinstecken können. Der Raffmechanismus muß sich also im geschlossenen wie im offenen Zustand fest-stellen lassen.
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Hilfe, es ist ja nur noch einen guten Monat hin, bis ich das Zelt zum ersten mal aufstellen will! Panikattacke!
An einer der beiden Zeltwände fehlte noch die fünfte Bahn. Weil ich beim Futterstoff Mist gebaut hatte, mußte ich warten, bis ich Ersatz bekam. Glücklicherweise hat eine Hobbykollegin einen ganzen Ballen davon auf Halde gelegt (das Muster ist schon seit bestimmt 2 Jahren nicht mehr im Programm) und mir 2 m davon überlassen. Dann kam mir etwas dazwischen, und das Zelt lag wochenlang auf einem Haufen in der Ecke. Als ich nun endlich weitermachen wollte, mußte ich feststellen, daß da schon wieder jemand draufgepinkelt hatte. Und zwar auf die Stelle, wo ich die 5. Bahn hätte annähen wollen. *seufz*
Zehn m² Zeltleinen in die Waschmaschine? Unmöglich. Also ab in den 100-Liter-Waschkessel damit und ordentlich einweichen. Glücklicherweise war das Wetter so, daß der triefende Stoff innerhalb eines Nachmittags trocknen konnte. Nicht auszudenken, wenn das Wetter beschlossen hätte, drei Tage durchzuregnen!
Also erstmal nix mit fünfter Bahn. Ich nahm mir stattdessen die fertige Wand vor und begann die heikle Operation: Ein Loch in die Mittlere Bahn zu schneiden! *bibber* Aber irgendwann müssen die Fenster ja rein.
Der Saum des Rockes ist ca. 25 cm hoch mit dem braunen Oberstoff belegt. Darunter spitzt eine blaue Besenborte als Kantenschutz hervor. Ein Hoch auf Trachtenbedarfsläden, die haben sowas noch!