Einspannen zum Sticken

Nachdem ich jetzt das letzte Teil zum Besticken einspannen mußte, habe ich gleich mal die neue Kamera bemüht, um den Vorgang zu dokumentieren.
 

  1. Der Trägerstoff sollte so groß zugeschnitten werden wie das lichte Maß des Stickrahmens. Die langen Kanten werden einfach umgelegt, die kurzen werden großzügig doppelt umgelegt und mit der Maschine genäht. Dadurch wird der Trägerstoff noch etwas kleiner als der Rahmen, was für das Spannen wichtig ist.
  2. Oberstoff, Zwischenlage aus Handwebleinen, und Trägerstoff, die lange zugeschnitten und gefaltet herumgelegen hatten, glattbügeln.
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Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles

Es ist schon eine Weile her, daß der Beschluß gefaßt wurde, den Kandersteg-Besuch um ein Jahr zu verschieben. Das Projekt 1914 liegt also auf Eis und ich kann mich wieder einem Projekt widmen, das anderthalb Jahre warten mußte, weil immer etwas anderes dringender war. In letzter Zeit hat es mich mit zunehmender Intensität vorwurfsvoll angeschaut: Die Goldelse, das Trachtenmieder mit verschärftem Bling.
 
Inzwischen sind zwei Vorderteile und die Hälfte des Rückenteils fertig. Die Haltefäden für die Tunnel mache ich inzwischen anders als noch beim ersten Vorderteil, weil ich den paar dünnen Fäden, die den Goldfaden befestigen, nicht so recht zutraue, auch die Peddigstäbe auf Dauer zu halten. Deshalb mache ich die Tunnel zuerst mit Vorstich und lege den Goldfaden danach auf.

tunnel_vorstich Weiterlesen

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Projekt 1914

Schon vor ein paar Jahren erfuhr ich, daß es in Kandersteg in der Schweiz eine „Belle-Epoque-Woche“ geben sollte. Damals war es mir noch zu weit weg, um zu riskieren, daß es da vor Fuzzis wimmelt. (Fuzzis sind in der Reenactor-Sprache Leute, die glauben, daß alles, was nach Omas alten Klamotten ausieht, für historische Darstellung vom 6. Jh. bis 1950 geeignet ist.) Inzwischen weiß ich, daß das Dorf sich wirklich viel Mühe gibt, um das richtige Flair zu erzeugen. Am Bahnhof hängen dann z.B. zeitgenössische Tourismus-Werbeplakate.
 
Also lautet der Beschluß, daß Kandersteg heimgesucht werden muß, und zwar nächstes Jahr. Zunächst war der Modestil 1912 angedacht, aber als ich meine Modezeitschriften durchforstete, mußte ich feststellen, daß ich um einen Stehkragen nicht herumkommen würde. Zwar gab es um 1912 auch schon Kleider ohne Stehkragen, aber das galt nur für Sommer- oder Nachmittagskleider, nicht für winterliche Straßenanzüge – und in Kandersteg muß ich damit rechnen, den Großteil der Zeit draußen zu verbringen. Im Januar. Kleine Stehkragen der Tournürenzeit sind für mich OK, aber die z.T. bis zu den Ohren reichenden Kragen der Zeit um 1900-1912 würde ich nicht ertragen. Erst 1913/14 geht es auch ohne Stehkragen. Paßt auch besser: 1914 – 2014.
 
Momentan sind meine Favoriten für Anzug und Mantel die folgenden beiden, aus „Die Hausschneiderei“, Heft 5 (56) Jahrgang 1914/15.

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Gründer-Ballkleid: Premiere

Am zweiten Abend in Franzensbad kam endlich das Ballkleid zum Zug.


Fazit: Muß geändert werden.
Das Oberteil sitzt gut, aber die Ärmel nicht. Kommt davon, wenn man keine End-Anprobe machen kann. Vorn unten ist das Armloch zu eng, was zwar die zeitgenössische Schultern-zurück-Haltung fördert, aber zusammen mit der Enge der Ärmel führte das dazu, daß ich mit den Händen kaum auf die andere Körperseite hinüberkam. Aus rein optischen Gründen gehärt die Schulternaht oben auch näher an die Berthe. Also doch wieder eine höhere Ärmelkugel!
Kaum war ich aus Franzensbad zurück, kam auch schon der schwarze Seidenorganza für den Schleppenschutz an. Den muß ich nun falten und anbringen. Die Ärmel sind auch gerade herausgetrennt; der Ersatz harrt einer Anprobe.

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Gründer-Tageskleid: Premiere

Anfang Oktober war es endlich soweit: Die veranstaltung, für die ich monatelang geplant und geschafft hatte, der Enkel-Ball in Franzensbad (Františkovy Lázn?).


Fazit: Sitzt, paßt, wackelt nicht und hat null Luft.
Zu ändern: Nichts. Angesichts der ersten Bilder dachte ich noch, daß der Rock zu kurz wäre, weil man gar so viel von den Stiefeln sah. Aber das lag wohl nur am Wind.

Der Hut ist übrigens von Lorkande.

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Ballkleid, letzte Etappe

Zugegeben, die letzte Etappe bestand größtenteils aus zwei Wochenenden Extreme Powernähing, ist also eigentlich mehr als eine Etappe.

Beim Probedrapieren hatte ich ja schon festgestellt, daß ich im Großen und Ganzen nur zwei volle Stoffbreiten zu je knapp 3 Metern Länge brauchte. Also mußte ich nur die Enden, die auf der Schleppe liegen, rund schneiden und versäubern. Von Hand, versteht sich. Und dann wieder drauf auf den Rock, am Bund festheften und an einigen strategischen Stellen mit ein paar Stichen am Rock befestigen, damit die Drapage nicht bei jeder Bewegung verrutscht.

Stufe Blau von vorn

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Ball-Schuhe

Meinen Recherchen zufolge sollten die Ballschuhe in etwa die Form moderner Pumps haben, vorzugsweise mit Riemen über den Spann oder mit Zunge, und auf jeden Fall mit Louis-XV-Absatz. Leider sind solche Absätze gerade überhaupt nicht in Mode, so daß in normalen Schuhläden nichts passendes zu finden war. Bei Tanz- und Brauschuhen sind derzeit die Chancen besser, aber auch da war die Auswahl nicht groß. Schließlich fand ich welche bei Harr, allerdings in nur weiß. Aber da es Satinschuhe sind, kann man sie fäben.
 
Kleiner Tip, falls Du auch einmal diese Schuhe bestellen wolltest: Es heißt dort im Shop, die Schuhe fielen „mindestens eine Größe kleiner“ aus. Damit sind halbe Größen gemeint, d.h. wer normalerweise Größe 38 hat, sollte mindestens 38,5 bestellen. Die Schuhe fallen aber nicht nur recht kurz aus, sondern sind auch noch sehr schmal. Ich brauchte für meine breiten Quanten drei (!) halbe Größen größer.
 
Ich war drauf und dran, in einem anderen Tanzschuh-Laden spezielle Farbe zum Einfärben von Satinschuhen zu erstehen. Aber eigentlich… hatte ich doch noch haufenweise Seidenmalfarbe, die ich schon seit Jahren nicht mehr benutzt hatte und wohl auch so bald nicht mehr benutzen werde. Beim Schwarz färben kann ja eigentlich nicht viel passieren: Falls es nicht so richtig klappt, kann man immer noch mal darüberpinseln. Na dann!
 
Zuerst habe ich die Schuhe mit einem Schwamm angefeuchtet, damit die Farbe gut verläuft und keine Ränder bildet. Beim Färben von Garn und Stoff macht man das ganz ähnlich. Dann habe ich sie einfach mit einem großen Pinsel angemalt.

Das klappte ganz gut – allerdings stellte sich nach dem Trocknen raus, daß die Farbe doch nicht ganz gleichmäßig war, und die Farbe ganz allgemein eher anthrazit als schwarz. Also nochmal drüber, wieder trocknen, und dann nochmal. Trotzdem waren es alles in allem nur zehn, vielleicht 15 Milliliter Farbe.

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Balltaille

Die Balltaille ist mittlerweile zugeschnitten, angepaßt und zusammengenäht. Beim Zuschneiden hatte ich, wie immer, kompetente Hilfe.

Wie immer habe ich die beiden Lagen der Schnitteile rechts auf rechts zusammengenäht und dann gewendet, um sie gleich zu versäubern. Es muß wohl am Taft gelegen haben, daß ich diesmal mehr Schwierigkeiten damit hatte, die Nähte nach dem Wenden auseinanderzubügeln: Taft hält einmal eingebügelte Falten so gern fest. Da mußte ich vorsichtig sein. Die Lösung:

Gerolltes Handtuch als Bügelkissen

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Richtig fertig

Bei der letzten Anprobe, bevor ich mich traute, den Knopfschluß zu machen, stellte sich heraus, daß es obenrum mal wieder zu eng und in der Taille immer noch zu weit war. Wie kann das gehen, nachdem ich einen angepaßten Schnitt nochmal hatte anpassen lassen?
 
Ich habe also die Vorderkanten nochmal aufgemacht und noch größere Unter-/Übertritte angebracht. Hilft ja nix. Aber jetzt ist das Kleid wirklich fertig, mit Knöpfen, Taillenband und neuen Schößchenbelegen.

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Erster Versuch der Rockdrapage, links

Die Schnittkante sollte nun von den Falten der schwarzen Drapage verdeckt werden. Also mußten die Enden der Falten im schwarzen Stoff unter dem Oberteil verschwinden, d.h. ich mußte die Schnittkante an der Taille entlang feststecken. Die Falten habe ich ebenfalls enlang der Taillenlinie festegesteckt, so daß sie ziemlich steil abwärts laufen.

Hintenherum müssen sie aber wieder rauf, zu dem Punkt rechts hinten auf dem Po. Das geht nur, wenn die Falten nach unten immer flacher auslaufen, um spitz auf eine zweite, von hinten oben kommende Falte zu treffen – oder der Faltenbruch verschwindet geflechtartig unter einem anderen. Im Foto habe ich beide Varianten ausprobiert; ich glaube, das mit dem Geflecht funktioniert am besten.

Untenrum schaut die Drapage etwas seltsam aus, weil ich die Puppe für das Foto gedreht habe. Die Schleppe, von zwei Ballen Seide beschwert, blieb liegen, so daß nun das Ende der Drapage um die Puppe gewickelt ist.

Von dem schwarzen Stoff brauchte ich – bis zum Ende der Schleppe gemessen – knapp drei Meter, von dem blauen zweieinhalb. Und damit ist der Rock noch lange nicht fertig. Bin ich froh, daß ich mir damals je 10 m auf Halde gelegt habe! Jetzt müßte ich mindestens doppelt so viel pro Meter abdrücken.

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