Motten! – Teil 2

Die Mottenplage hat sich mittlerweile über alle Räume ausgebreitet. Beim Staubsaugen fand ich die Spuren ihrer Aktivität in einem kleinen Orientteppich, den ich geschenkt bekommen hatte.
 
Als ich Mottengepsinste in einer Borstenbürste (!) fand und dann obendrein eines der Mistviecher unter dem Teppich im Arbeitszimmer hervorkroch – einem Teppich, der regelmäßig gesaugt wird! – platzte mir der Kragen.
 
Da alle im vorigen Motten-Beitrag aufgelisteten Methoden auf Dauer nicht gefruchtet haben (es blieben halt doch immer wieder genug Mitsviecher übrig, damit es von vorn losging), versuche ich es jetzt mit aushungern: Weiterlesen

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Bargello-Zeitlog

Nachdem ich beim Nadelheft mal ein Zeitlog geführt hatte, wollte ich auch wissen, wieviel Zeit für die neue, feiner gestickte Brieftasche draufgeht. Noch habe ich nicht alle Daten zusammen, aber ich weiß schon einmal, daß eine Nelke mitsamt der weiß bzw. beige ausgefüllten Umrandung auf 3,5 Stunden kommt. Die grün-roten Felder dazwischen dürften ähnlich sein, und falls dem so ist, dann geht die Hochrechnung so: neun ganze Nelken-Felder und ca. 2 unvollständige, 6 ganze Zwischen-Felder, 6 halbe und zwei Viertel, macht 21 Felder, macht ungefähr 69 Stunden oder anderthalb Wochen von Acht-Stunden-Tagen.

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Noch mehr Bargello

Da ich nun schon einige gefärbte Wolle hatte, habe ich gleich noch etwas mehr gestickt: Zuerst ein Nadelheft als Geburtstagsgeschenk, dann eine Brieftasche für mich und noch ein Nadelheft für mich – das alte, aus einem weißgrundigen Stoff, war durch das jahrelange Herumziehen schon allzu versifft. Beim Nadelheft habe ich endlich auch mal Log geführt, wie lange das ganze braucht. Ergebnis: 10 Stunden für 8 x 19 cm auf einem Zählstoff mit 8 Fäden pro cm.

Original (oben links), Musterzeichnung (oben rechts), begonnene Stickerei (unten), Nadelheft (unten links)

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Kochen in Bad Windsheim

Im Freilichtmuseum Bad Windsheim wurde zum ersten Mal das frisch wiederaufgebaute Jagdschlößchen aus Eyerlohe bespielt. Ich war scharf darauf gewesen, auf dem gemauerten Herd im Keller zu kochen, seit ich das Schlößchen (es ist wirklich recht klein) bei einem früheren Museumsfest fast fertig gesehen hatte. Dieses Jahr war es soweit. Der Zeitrahmen war 1811. Extra dafür hatte ich im Frühjahr zwei Empirekleider genäht, obwohl das schon meine Viertepoche ist. Weiterlesen

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Färbeanfall

Inspiriert durch das Färben der Zeltteile, mußte ich mal wieder meinen Vorrat an weißem Wollgarn angreifen.
 
Bei der Bargellostickerei hatte ich schon das Problem, nicht genug Abstufungen desselben Farbtons zu haben. Auch bei floralen Mustern des 18. Jh. sind solche Abstufungen nötig. Einen Anbieter von Stickgarnen habe ich schon einmal an den Rand des Wahnsinns gebracht, weil ich solche Abstufungen von Seidenfilament brauchte, die aber in der Farbkarte kaum zu finden waren. Heutzutags denkt man nun mal nicht an Farbreihen. Deshalb wollte ich nun Farbreihen aus je fünf Abstufungen eines Farbtons färben.
 

Farbreihen


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Die eigenen vier Wände: Leinenkordeln

Wie im vorigen Beitrag berichtet, haben sich meine Hoffnungen, die Korden für die Fenstergitter drehen zu lassen, zerschlagen. Letztes Wochenende hatte ich potentielle Hilfe, die Mitte festzuhalten, während ich das eingedrehte Garn doppelt lege. Das das Garn ziemlich großzügig bemessen war (so um die 11 Meter), mußte ich ein Ende irgendwo im Garten (naja, Gärtchen) befestigen, während ich mit einem Akkuschrauber im Wohnzimmer stand und selbigen drehen ließ. Eine Schnur sollte aus zwei blauen und zwei naturfarbenen Strängen bestehen, d.h. die fertige Kordel aus vier von jeder Farbe. Die Schrumpfung allein durchs drehen dürfte einen halben Meter betragen haben.
 
Als wir dann die Schnur doppelt legten, wollte sie sich nicht verkordeln – nur in kleinen Abschnitten. Aber siehe, der recht fest eingedrehte Strang blieb freiwillig in sich verdreht! Ein hoch auf die Starrsinnigkeit von Leinen! Es war also gar nicht nötig, die Schnur zu verkordeln. Ich beschloß, daß das so auch gut war. Zwar sind die Schnüre jetzt nur halb so dick wie geplant, aber weil das Leinengarn ziemlich dick war (18/4), reicht es auch so.
 

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Die eigenen vier Wände: Wand 1+2

Wie im Beitrag „Konstruktion, Schnitt“ erwähnt, bestehen die Zeltwände aus zwei Teilen à 5 m x 1,8 m.

Der erste davon nähert sich seiner Fertigstellung. Der Stoffberg, der den größten Teil der verfügbaren Fläche im Arbeitszimmer einnimmt, wird auch gerne mal zweckentfremdet:

Das Futter wurde jeweils mitgefaßt, wenn der Oberstoff doppelt umgelegt wurde bzw. eine Naht im Oberstoff umgekappt wurde. Außerdem wird das Futter an jeder Oberstoff-Naht durch das aufgesetzte Leinenband gehalten.
Da die Oberstoff-Bahnen 1 m breit sind, die Futter-Bahnen aber 1,5 m, liegen die Nähte logischerweise nicht aufeinander: Jede zweite Zeltbahn muß mit einer Futter-Naht in der Mitte leben.
 

Innenseite der Wand: Oberkante und Naht mit aufgesetztem Leinenband


 
Den Urlaub letztens habe ich u.a. dazu genutzt, bei Posamenten Müller vorbeizuschauen und zu fragen, ob sie mir die Leinenkordel für die Fenster drehen können. Wo sie doch damit werben, ein Traditionsunternehmen zu sein, eines der letzten in Europa, die noch mit traditionellen Methoden bla bla bla. Mehr als Blabla ist es offenbar auch nicht, denn als ich sagte, daß ich die Kordel in Leinen brauche, wurden die Augen sehr groß und rund: „Nein, wir verarbeiten nur Viskose!“ Na, das nenne ich mal flexibel! Und auch so traditionell. Paßt zu deren mißglücktem Webseiten-Versuch: Von Tradition reden, Gegenwart verschlafen, viel versprechen, nichts halten. Eine herbe Enttäuschung.
 
Nach meinen Berechnungen brauche ich 7 Meter Kordel pro Fenster. Da das Fenstergitter sowieso aus zwei Stücken bestehen wird, kann ich 3,5-Meter-Stücke machen. Trotzdem brauche ich zuerst mal Schnüre von über 7 m Länge: Schrumpfung durchs einlegen, dann doppelt legen. Die Bude dürfte in ihrer vollen Länge grad groß genug sein. Nur: Wer hält mir die Mitte der Kordel fest, während ich sie doppelt lege?
 
Das Leinengarn für die blauen Anteile der Kordel sowie den Stoff für den oberen Umlauf habe ich letztes Wochenende in die Indigoküpe getunkt.

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Bescheißerl 2 und fertig

Nach einer ersten Anprobe auf der Schneiderpuppe fand ich, daß der Kragenverlauf falsch war: Wie in der Schnittübersicht im vorigen Beitrag zu sehen, ist der Halsausschnitt rund, der des Leibls aber V-förmig. Zusammen sah das nicht gut aus. Also verpaßte ich dem Bescheißerl ebenfalls einen V-Ausschnitt.

Damit wäre die Tracht fertig gewesen, hätte ich nicht obendrein beschlossen, die Miederhaken weiter einwärts zu setzen. Dort, wo sie ursprünglich saßen, waren sie eigentlich ganz richtig, aber bei meiner Figur macht sich ein schmaleres Geschnür besser. Also setzte ich alle Haken um ca. 2 cm weiter auf die vordere Mitte zu.

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Bescheißerl

Ich glaube, ich erwähnte schon, daß man um 1840 meistens einen weißen Kragen unter dem Schultertuch hervorlugen sieht. Laut Szeibert-Sülzenfuhs ist das eine Art Chemisette, Bescheißerl genannt. So etwas ist sinnvoll, um das nicht waschbare Schultertuch und Leibl vor Hautfett zu schützen. Viele Vorlagen fand ich nicht; am besten gefiel mir eine, bei der der dicht plissierte Kragen hintenherum etwas höher ist und hochsteht und vorne wie bei einem V-Ausschnitt hinunterläuft und dabei immer schmaler wird.
 

Kellnerin, 1841. Scan aus Szeibert-Sulzenfuhs.


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Miederleibl 2

Das Miederleibl ist inzwischen fertig.
Die voll gefütternten Ärmel erwiesen sich als zu steif und unangenehm bei der Bewegung. Also kürzte ich das Futter bis auf knapp unter dem Faltenbesatz – den Besatz zu halten, war sowieso der einzige Zweck des Ärmelfutters.
 

Fertig besetzter Ärmel


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