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Noch so ein Färbeanfall
Außerdem wollte ich ein paar Meter neu reingekommenen Wollmusselins und ein Stück ebenfalls neuen, weiß-grau gemusterten Fischgratstoff blau einfärben. Damit war klar, daß ich eine Indigoküpe ansetzen müßte. Und zwar in einem möglichst großen Topf, damit die drei Meter Wollstoff gut Platz haben. Mein größter Topf, wenn man von dem 100-Liter-Waschkessel vor der Haustür absieht, der momentan nur gefrorenes Wasser enthält, ist ein 40-Liter-Kupferkessel. Beim Wort „Kupfer“ legen viele die Ohren an, weil Kupferbeizen die Farbe verändern können, aber bei Indigoküpen ist das Material des Topfes weitgehend wurscht.
Um die Indigoküpe möglichst gut auszunutzen (Indigo ist ja nicht gerade billig), setzte ich auch einen Topf mit Goldrute an, die ich im Herbst gesammelt hatte, um die darin gelb gefärbten Garne danach in die Indigoküpe zu schmeißen. Um möglichst viele verschiedene Ergebnisse zu erzielen, verwendete ich 20/2er und 12/2er Wolle und Seide, die ich teils kräftig gelb färbte, teils blaßgelb, und dann wiederum teils kurz, teils lang in Indigo tauchte. So habe ich nun eine relativ breite Palette von hell- bis dunkelblauen und hell- bis dunkelgrünen Garnen.
Das alles brauchte die Küpe noch nicht auf, so daß ich noch etwas dickere Strick- oder Nadelbinde-Wolle hineintat. Und weil ich gerade gemahlene Cochenille reinbekommen hatte (der Weltmarktpreis scheint kürzlich unheimlich gestiegen zu sein, so daß ich da, wo der Preis noch der alte war, auf Vorrat bestellte), experimentierte ich damit auch rum. Eigentlich wollte ich mit Cochenille Rot färben, aber trotz Beize mit dem sündhaft teuren (ca. 15 € pro 100g) Zinnsulfat, das angeblich Rot ergibt, kam wieder nur Pink/Rosa heraus und mit Kupfersulfat eine Art Graurosa.
Ich überlege gerade, die Zinnauflösung selber zu machen, indem ich Lötzinn aus dem Baumarkt in Salzsäure einlege. Scheiß auf den Reinheitsgrad, für den man im Handel so viel bezahlt!