Wie schon früher gesagt, habe ich mir nach linkshändigen Nadelbinde-Anleitungen die Finger wundgegoogelt, ohne Erfolg. Alles, was ich fand, waren Rechtshänder-Anleitungen, in denen es hieß, „Linkshänder machen es einfach andersherum“. Ha, ha. Einfach andersherum. Selten so gelacht! Die haben ja keine Ahnung. *knurr*
Also habe ich am Beginn meines akutellen Projekts einfach mal die Kamera draufgehalten. Ein Filmchen wäre natürlich noch besser, aber dafür bräuchte ich eine dritte Hand, die die Kamera hält. Jetzt weißt Du auch gleich, warum auf den folgenden Bildern immer nur die rechte Hand zu sehen ist: Die Linke (welche auch sonst?) hielt die Kamera.
Was nun folgt, ist eine Anleitung für den Oslo-Stich in Daumenfessel-Methode. Je nach Feedback könnten andere Stiche folgen. Wenn Euch diese Anleitung gefällt, oder wenn sie nicht verständlich genug ist, kommentiert bitte fleißig! (Geht auch mit Facebook-Login.)
Für die ersten Übungen nimm am besten Dochtwolle der Stärke 1/1 oder eine Strickwolle von mindestens Nadelstärke 5, besser 6. Die Nadel dazu sollte nicht breiter sein als 8-9 mm und nicht dicker als 3-4 mm. Länge 7-10 cm. Siehe auch Eintrag über Nadeln.
Die Anleitung
Für die allerersten Übungen solltest Du ein Fadenstück nehmen, das nicht länger ist als Deine Armspannweite, also ca. 1,5 Meter, lieber noch ein bißchen kürzer. Ein längerer Faden verheddert sich gern mal und verhält sich nicht so wie auf den Anleitungs-Bildern. Den Stich nur nach Fotos und Text zu lernen ist schwierig genug, da kannst Du die Ablenkung durch einen verdedderten Faden nicht auch noch brauchen. Fädle die Nadel ein. Ungefähr 30 cm Faden sollten nicht doppelt liegen. Ganz wie beim Nähen fangen wir am längeren Ende an.
Die Erklärungen stehen jeweils unter dem Bild.
Mach einen ganz normalen Knoten etwa 10-15 cm von einem Ende entfernt, aber zieh ihn nur so weit zu, daß Du noch den kleinen Finger hindurchstecken könntest. Leg ihn so vor Dich hin wie im Bild, so daß die Fadenkreuzung zu Dir hin zeigt, das kurze Ende nach links und das lange mit der Nadel darin nach rechts. Das lange Ende muß von unten nach oben durch die Schlaufe gehen. Das ist die „Anfangsbrezel“.
Klemm nun den Knoten genau so zwischen Zeigefinger und Daumen, immer noch mit der Fadenkreuzung zu dir hin. Im Bild oben habe ich die Schlaufe der Deutlichkeit halber noch lose eingeklemmt, aber eigentlich sollte sie genau in der Spalte liegen, sie sich zwischen Daumen und Zeigefinger ergibt, wie im nächsten Bild zu sehen. Im Folgenden nenne ich die Schlaufe, die im Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger liegt, weiterhin „Brezelschlaufe“, selbst dann, wenn wir über das Stadium der Anfangesbrezel längst hinaus sind.
Klemm das nach links wegstehende kurze Ende zwischen Ring- und kleinen Finger der rechten Hand, damit es aus dem Weg ist. Nimm mit der Linken das lange Ende und leg es von rechts nach links über den Daumennagel und dann um die Rückseite des Daumens herum…
… und zwar so, daß es auf der Daumenrückseite quer über die Anfangsbrezel liegt. Wenn Du die Rückseite Deines Daumens anschaust, muß es aussehen wie im Bild oben.
Das lange Ende legst Du nun noch einmal von rechts nach links über dem Daumen, aber weiter unten als die vorige Schlaufe. Wenn Du das Fadenende stramm zwischen Mittelfinger und Daumenballen einklemmst, ergibt sich die schräge Lage wie im Bild praktisch von selbst. Dies ist sozusagen die Nullstellung, bei der Du nach jedem, wirklich jedem Stich wieder ankommst – egal wieviele Reihen Du schon genadelt hast.
Stich nun von vorn links nach rechts hinten in die allererste Schlaufe, die Brezelschlaufe – diejenige, die im Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger liegt…
… kipp dann die Nadel so, daß die Spitze zu Dir hin weist, und stich entlang der rechten Daumenkante unter beiden dort liegenden Fäden durch. Am Anfang ist das relativ schwierig, weil Du dabei die Brezelschlaufe weiterhin zwischen Daumen und Zeigefinger festhalten mußt, so daß es etwas spannt. Wenn Du später mehr Übung hast, wirst Du die Brezelschlaufe nicht mehr gar so fest halten, so daß es leichter geht.
Zieh dann das ganze lange Fadenende durch. Eines meiner größten Anfangsprobleme war, daß sich der Faden dabei verknuddelte und die wildesten Schlingen bildete – vor allem, weil er zu lang war. Ein Trick, den ich mir später selbst beibrachte, ist dieser:
Gleich nachdem ich die Nadel durchgezogen habe, lasse ich die Brezelschlaufe etwas lockerer…
… und fasse mit Daumen und Zeigefinger diejenige Schlaufe, die bisher quer über den Daumennagel lag, so daß sie nun im Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger liegt. Dadurch wird sie zur neuen Brezelschlaufe, während die alte hinter dem Daumen zu liegen kommt. Ist die neue Brezelschlaufe so eingeklemmt, kann man das lange Fadenende einfach durchziehen und es bildet sich fast von allein eine neue Schaufe quer über den Daumennagel.
Wenn Du nun das lange Ende wieder von rechts nach links über den Daumen legst und zwischen Mittelfinger und Daumenballen klemmst, bist Du wieder bei der Nullstellung angekommen – und stichst wieder von vorn links nach hinten rechts in die Brezelschlaufe ein.
So machst Du immer weiter, wodurch sich allmählich eine Art Luftmaschenreihe bildet. Wenn die Reihe lang genug ist, um z.B. um Deinen Unterschenkel zu reichen (warme Socken sind der Haupt-Anwendungsbreich für eher dickes Garn), ist es Zeit, die Reihe zu einem Ring zu machen. Die erste Reihe neigt dazu, sich schraubenartig zu verdrehen. Es ist also wichtig, sehr genau darauf zu achten, daß sie nicht verdreht ist, wenn man den Anfang und das Ende verbindet.
Halte die letzte Brezel- und Daumenmasche fest in der Rechten, zieh die Luftmaschenreihe mit der Linken glatt (es ist wirklich sehr wichtig, daß sie nicht in sich verdreht ist) und klemm ihren Anfang in der Rechten fest, z.B. zwischen Mittel- und Zeigefinger. An der Oberkante der Luftmaschenreihe liegen die Fäden schräg von rechts unten nach links oben.
Stich nun von links unten her durch zwei dieser schräg liegenden Fäden…
… und dann durch die Brezelschlaufe und an der rechten Daumenkante entlang unter den anderen beiden Fäden hindurch, wie gewohnt. Alle folgenden Stiche gehen durch zwei dieser schrägen Schlaufen: Durch eine „jungfräuliche“ und durch diejenige, durch die du vorhin schon gestochen hattest. Die Arbeitsrichtung ist übrigens nach links, vom Daumen weg.
Mir verunglücken manchmal die ersten zwei, drei Maschen der Luftmaschenreihe. Wenn das passiert, mache ich die Luftmaschenreihe eben um zwei oder drei Maschen länger und überspringe die verkrüppelten Anfangsmaschen beim Ringschluß. Sobald die ersten paar Reihen genadelt sind, trenne ich sie auf und vernähe den Faden dabei gleich.
Soviel zum Oslo-Stich. Außer dem Knopfloch- und koptischen Stich kann ich auch noch nicht mehr. Wenn ich eines Tages einen anderen Stich lernen will, muß ich wohl eine Rechtshänder-Anleitung runterladen, im Text „rechts“ durch „links“ ersetzen und umgekehrt, die Bilder spiegeln, wieder einbinden und den ganzen Kram ausdrucken. Das alles ist kein Spaß, aber wenn ich bedenke, daß allein das spiegeln der Bilder früher mal ein Riesen-Act war… Falls Du so etwas machst, wäre ich sehr dankbar, wenn Du mir die entsprechend bearbeiteten Dateien zukommen ließest.
7 Antworten auf Nadelbinden für Linkshänder: Eine Anleitung