Keine Atempause (Reprise)

Das nächste Projekt auf meiner Liste sind neue Taschen fürs 18. Jh. Die alten sind etwas zu klein und die Schlitze zu kurz, so daß sie schon seit längerem am unteren Ende ausreißen – und der Riß nähert sich der Stickerei immer mehr. Außerdem sind sie nur aus Baumwolle (ehemals Bettlaken) und das Taillenband etwas zu kurz, um es bequem binden zu können.

 
Die neuen werden aus einem der feineren Aussteuer-Bettlaken gemacht, natürlich Leinen. Als „Schnitt“ habe ich die alten Taschen aufgelegt und etwas breiter und länger angezeichnet: 22 cm breit, 40 hoch, mit 22 cm langem Schlitz. Den Stoff habe ich auf einen rechteckigen Stickrahmen gespannt. Dumm nur, daß man so einen Rahmen eigentlich immer festhalten muß, so daß man nur eine Hand freihat. Ein Untergestell wäre schon fein. In einer Stickerei-Manufaktur des 18. Jh. hätte man den Rahmen mit dem einen Holm auf eine Leiste gelegt, die unter einem Fenster (des Lichts wegen) an der Wand befestigt ist, mit dem anderen Holm auf einen Bock. Bei Garsault meine ich eine entsprechende Abbildung gesehen zu haben, eine andere gibt es in 18th Century Embroidery Techniques. Meine Fenster gehen bis zum Boden, auf dem ich vorzugsweise auch sitze, also ist das keine Option. Mein Arrangement sieht so aus:

Der Arbeitsplatz

 
Aus dem o.g. Buch stammt auch das Muster, zumindest teilweise. Eine Vorlage sklavisch nachzuarbeiten ist mein Ding nicht. Die Vorlage ist mit Wolle gestickt; ich verwende, wie bei den alten Taschen schon, Knopflochseide. Bei einer Geschäftsauflösung hatte ich mir einen ziemlich reichhaltigen Vorrat daran zugelegt, der schon lange darauf wartet, aufgebraucht zu werden. Das Muster habe ich mit Schneiderkreide-Stift grob vorgezeichnet, um einen Überblick zu haben, wie und wo die diversen Blüten und Blätter hinpassen. Die Feinzeichnung mache ich erst unmittelbar bevor ich das jeweilige Element sticke, und zwar mit Sublimatstift: Auch wenn man die Kreide anspitzen kann, ist die Zeichnung doch nicht fein genug und verblaßt auch recht schnell.

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