Der Trend geht zur Zweit-Schnürbrust

Meine bisherige, vollversteifte Schnürbrust hat einen Nachteil:Sie ist aus Seidendamast, so daß sie für eine „einfache“ Darstellung nicht geeignet ist. Es muß also etwas neues her. Ich bildete mit Wollsatin ein, den ich nach vielem Suchen zum horrenden Preis von ca. 45 Euronen fand. Gottseidank braucht man für eine Schnürbrust nur einen halben Meter.
 
Als Schnitt verwendete ich wieder den von J.P. Ryan, so wie hier. Dabei habe ich das Vorderteil ein wenig verbreitert, so daß die Spitzen oben seitlich – dort, wo sonst die Träger ansetzen würden – etwas weiter außen liegen, näher am Arm. Der Schnitt ist ursprünglich wohl für etwas kleinere Oberweiten gedacht.
 
Als Basis dient ein ehemaliges Bettuch, das noch unbenutzt und deshalb schön steif ist. Daraus habe ich jedes Teil viermal zugeschnitten (zwei Lagen für die rechte Hälfte, zwei Lagen für die linke) bzw. Vorder- und Rückenteil je zweimal im Stoffbruch.
 
Dann die Teile zusammengenäht (von Hand natürlich, was denn sonst?), so daß ich zweimal einen durchgehenden einen Ring habe. Genau, ohne Schnüröffnungen. Nahtzugaben plattbügeln, auf rechts drehen und die gedoppelten Vorder- bzw. Rückenteile genau auf Hälfte falten. Schon haben wir zwei Schnürbrust-Hälften, bestehend aus zwei Lagen, Nahtzugaben innenliegend, mit einem Stoffbruch an jedem Ende. Das ist anders als in der oben verlinkten Anleitung, wo ich noch die zwei Basis-Lagen wie eine behandelt hatte. Diesmal muß ich zwar doppelt so viele Nähte nähen, aber dafür habe ich keinen gar so dicken Wulst aus Nahtzugaben, weil ich sie in einer Lage auf eine Seite, in der anderen auf die andere Seite bügeln kann. So muß ich nachher die Tunnel durch maximal 4 Lagen Basis nähen anstatt durch sechs:
 
Vier Lagen BasisZwei Lagen Basis
Jetzt noch jedes Teil zweimal aus Wollsatin ausgeschnitten – mit viel Zugabe, weil das Zeug einen fransfreudigen Eindruck macht. Leider habe ich dabei vergessen, daß ich diesmal das Vorder- und Rückenteil nicht im Stoffbruch brauchen kann. Gottseidank ist die Zugabe so groß, daß ich die Teile nachträglich auseinanderschneiden kann und trotzdem noch genug habe, um die Schnittkante zum Versäubern umlegen zu können. Glück gehabt! Bei einem so teuren Stoff hätte das ganz schön ins Auge gehen können.
 
Nun kommt der knifflige Teil: Den Oberstoff so exakt an den angezeichneten Nahtlinien entlang zusammennähen, daß die Nähte später exakt auf den Nähten der Basis zu liegen kommen. Ich stecke die Nähte des Oberstoffs dementsprechend fest. Damit sie wirklich genau aufeinanderliegen, muß ich an einer Naht nach der anderen alle paar Zentimeter eine Nadel nach hinten durchstechen und dann die Nadel genau durch die Basis-Naht darunter dirigieren. Das dauert eine Weile, denn irgendwie will die Nadel immer ein, zwei Millimeter daneben rauskommen.
 
Wenn ich mit einer Naht fertig bin, stecke ich in regelmäßigen Abständen Nadeln quer durch die Nähte und entferne die ursprünglichen, parallel dazu liegenden, damit ich als nächstes die Stofflagen genau in der Naht aufeinandernähen kann. Ist die eine Naht genäht, stecke ich die nächste, denn wenn man zuerst alle steckt, rutschen inzwischen ständig irgendwo Nadeln raus und man sticht sich dauernd.
 
Das erste Zwischenergebnis sieht so aus:
 
Phase 1

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