Beim Rock habe ich nun die obligatorische Kuhle in die Oberkante gemacht. Beim nochmaligen nachmessen für die (vordere) Rocklänge stellte ich fest, daß es ganz gut war, den Saum sparsam umzulegen: zwei Zentimeter kürzer, und ich wäre verratzt gewesen. Die vordere Rocklänge beträgt bei 4-cm-Absätzen 90 cm. Die Differenz zur seitlichen Rocklänge betrug 13 cm, aber ich wollte ja ein etwas größeres Panier… ohne aber Probleme zu bekommen, wenn ich Poschen oder das kleine Panier unter dem Rock trage… also messe ich an den senkrechten Nähten des Rockes 90+14 cm vom Saum aus aufwärts. Bleiben die oben erwähnten zwei Zentimeter. Falls das künftige Panier also noch breiter sein sollte, könnte ich da noch etwas rauslassen.
Dann lege ich die vordere Rockbahn im Stoffbruch (= entlang der vorderen Mitte) gefaltet auf den Boden, messe dort 90 cm vom Saum hoch und markiere die Stelle. Die beiden Markierungen (in der vorderen Mitte und an der Seitennaht) verbinde ich freihändig mit einer doppelt gekurvten Linie (siehe auch hier) und stecke an ihr entlang Stecknadeln durch beide Lagen, um die Linie symmetrisch auf die andere Stoffhälfte zu übertragen. Das Gleiche natürlich auch mit der hinteren Rockbahn, nur daß ich hier in der Mitte 1,5 cm länger lasse.
Als der überschüssige Stoff an der Oberkante umgeheftet und -gebügelt war, fiel mir ein, daß sich die Volants besser aufsetzen lassen, wenn die Bundfalten noch nicht gelegt sind, so daß man den Rock noch flach auf den Boden legen kann. Also habe ich zuerst den breiten Volant aufgesetzt – aber den schmalen mußte ich erst noch mit Borte versehen. Und das wiederum wollte ich nicht machen, bevor klar war, daß dann immer noch genug Borte für den Stecker blieb. Also: Rock auf Halt setzen, woanders weitermachen. (Neien, ich drücke mich natürlich nicht vor dem dämlichen Faltenlegen, iwo!)
Mit den Ärmeln zum Beispiel. Das wurde genau so ekelhaft, wie ich mir das gedacht hatte: Feststecken, einheften, anziehen, in den Spiegel schauen, ärgern, raustrennen und nochmal von vorn. Jedesmal veränderte das Armloch seine Form. Nach drei Durchläufen paßten die Ärmel soweit. Die Striffeln allerdings werde ich nochmal abmachen müssen (aber nicht vor Bayreuth!), weil ihr längster Teil eher seitlich als seitlich-hinten hängt. Das ging mir schon bei früheren Francaisen so, aber in den paar Jahren seither habe ich es schon wieder vergessen. Ärgerlich!
So, jetzt fehlt an der Robe „nur“ noch der Saum. Und der Stecker. Der kommt jetzt gleich als nächstes dran, damit ich endlich weiß, wieviel Borte mir noch bleibt. Die Form kopiere ich vom Stecker einer älteren Francaise, nicht ohne durch eine Anprobe sicherzustellen, daß er nicht zu schmal ist. Doch was ist das?! Ich finde das 10-mm-Plastikfischbein nicht! 5er und 6er fällt mir in die Hände, aber das ist ein bißchen schlapp. 5er Stahl nehmen? Das ist dann doch etwas übertrieben. Ich schneide den Stecker schließlich aus zwei Lagen Handweb-Leinen, einer Zwischenlage aus Rupfen und einer Lage Seide. Der Rupfen wird mit einer Leinen-Lage zusammengeheftet und dann mit Ponal kreuzweise eingestrichen. Natürlich versuchen die Katzen, in den Leim zu treten. War ja klar. Mal sehen, ob der Leim allein schon genug Steife gibt. Sonst muß ich nach der Premiere halt nochmal ran. Muß ich wegen der Striffeln ja sowieso… irgendwann, wenn die Robe für mindestens ein Jahr in einem dunklen Schrank gereift ist. 🙂