Es ist etwas schreckliches passiert.
Ich habe auf einigen Bildern aus der Anders-Berch-Sammlung verdächtige Streifen an den Schmalseiten einiger Stoffproben gefunden. Die Auflösung ist nicht hoch genug, um Details zu erkennen, aber… seht selbst:
Und dann fand ich noch ein kleines Thumbnail jenes Calimancos, den Meg Andrews auf ihrer Seite vorstellt, den man aber nicht sehen kann, weil etwas mit der Seite nicht stimmt.
Da, ganz rechts. Seht ihr es?
Verdammt, verdammt, verdammt.
Calimancos sind kettgestreift. Das erklärt auch etwas anderes: daß auf manchen Seiten in der Berch-Sammlung Stoffbreiten von 18-20 inch angegeben waren, also ca. 47-51 cm. Klar, bei Kettstreifen kann man Röcke und Kleider auch aus schmalem Stoff machen.
Damit ist mein cunning plan, für die Kette gezwirntes Industriegarn zu benutzen, gestorben. Einfädiges Kammgarn, das als Kette taugt – egal ob Industrie oder handgesponnen – habe ich mir abgeschminkt. Vielleicht, wenn ich in Rente bin.
Es sei denn, ich ignoriere das und mache es wie geplant. Es ist dann zwar weiter weg vom Original, aber am fertigen Kleidungsstück sähe man den Unterschied nur, wenn man gezielt auf die Stoffbreite achtet.
Auf jeden Fall ist das ein schönes Lehrstück darüber, daß „Die waren ja nicht Blöd damals“ nicht als Argument taugt, wenn es um die Frage nach der Authentizität geht, und daß das, was uns aus heutiger Sicht sinnvoll erscheint, noch lange nicht das sein muß, was damals datsächlich gemacht wurde. Wir arbeiten nun einmal mit unvollständigen Informationen. Mit sehr unvollständigen.