Das Schnürbrustfutter ist seit gestern abgewebt und muß nun noch 1-2 Tage wässern, bevor es in die Kochwäsche geht. Über meine Erfahrungen mir meiner ersten Leinenkette werde ich berichten, wenn das Endergebnis vorliegt.
In der Zwischenzeit hatte ich eine Direktzetteleinrichtung geordert. Das ist zwar teuer (v.a. das Fadenführgerät), aber wenn ich bedenke, wie lange ich jedesmal am Schärrahmen stehe und wieviel Arbeit es mich gekostet hat, wenn sich ein Kettzopf doch mal verheddert hat, dann ist es das wert.
Im Vorfeld hatte ich schon mal nach Anleitungen gesucht, wie man den Direktzettel montiert, auf deutsch und englisch, Google, Youtube und Ravelry. Das Ergebnis war nahezu null. Via Ravelry fand ich den Hinweis, daß es bei Leclerc ein PDF mit einer Montageanleitung gebe. Die bestätigte, was ich mir schon gedacht hatte.
Und so ging es gleich nach dem Abweben ans Werk.
Die Zutaten: Eine Bohrmaschine mit Holzbohrer (Durchmesser der Schrauben ohne Gewinde, in diesem Fall 4 mm), ein Bleistift zum Anzeichnen, die mitgelieferten Schrauben mit Unterlegscheiben, ein mitgelieferter Sechskantschlüssel und ein Stück Eisenstab, das durch dafür vorgesehene Löcher im Schlüssel geführt wird, damit man ihn besser drehen kann.
Die Direktzettel-Leisten haben an der Unterseite eine Rinne, die so geformt ist, daß sie auf eine der acht Ecken eines handelsüblichen Kettbaums paßt. Steckt man die mitgelieferten Schrauben durch die Bohrungen in den Leisten, ragen sie ca. 2 cm unten heraus. Etwa so tief muß ich also in den Kettbaum hineinbohren.
Die Bohrungen waren in allen Direktzettel-Leisten an verschiedenen Stellen. Ich setzte also jede für sich auf den Kettbaum und steckte einen Bleistift durch die Bohrungen, um die richtige Stelle zu markieren. (Achtung: Nach dem Aufsetzen der Leiste und vor dem markieren sollte man sicherstellen, daß sie mittig sitzt. Insbesondere muß sie auf beiden seiten genug Spiel haben, um nicht am Gestell zu kratzen, wenn man später den Kettbaum dreht.) Dann nahm ich die Leiste wieder ab und bohrte an der Bleistiftmarkierung ca. 2 cm tief senkrecht in den Kettbaum. Setzte die Leiste wieder auf, Schrauben rein, Schlüssel aufgesetzt, Eisenstab durchgesteckt, Schraube reingedreht. Das Ganze viermal.
Damit ist die Direktzetteleinrichtung an sich, wie man sie beim Einzelkauf geliefert bekommt, fertig montiert. Aber es fehlen noch ein paar Details…
Neben Montageanleitungen hatte ich auch nach Anleitungen gesucht, wie man direktzettelt. Das war noch schwieriger zu finden als Montageanleitungen. Es gibt zwar einige Videos, aber wenn die mal nicht verwackelt und/oder schlecht ausgeleuchtet sind, scheinen sich die Kameraleute mehr für die Umstehenden (andere Kursteilnehmer) oder das riiiiesige Spulengestell zu interessieren als für die eigentlich wichtigen Vorgänge, z.B. wie und woran man die Kettfäden befestigt. Am wertvollsten fand ich ein PDF in Helgas Webstube.
Helga knotet ihre Kettfäden an einer Metallstange an. Wo aber kommt die her? Bei meinem Set war keine dabei. Offenbar wird von mir erwartet, das selbst zu mcgyvern. Das wenige, das auf diversen Videos zu sehen war, deutet darauf hin, daß die Kettfäden nicht direkt am Kettbaum befestigt werden (außer anscheinend bei Helga), sondern an Schnüren, manchmal auch gurtähnlichen Bändern, die lang genug sind, um über den Streichbaum hinweg bis zu den Schäften zu reichen. Ist auch besser so, denn wer will schon diesen lockeren Meter als zusätzliches Trumm?
Also brauchen wir anstatt eines Peitschenstabs, der (bei mir) mit 5 Texsolv-Schnüren am Kettbaum befestigt war, ungefähr 50 einzelne Schnüre; für jeden 2-cm-Abschnitt eine. Bei 100 cm Webbreite sind es tatsächlich nur 49 Schnüre, weil man die Bügel, die die Sektionen bilden, ja nicht exakt ins Ende des Kettbaums bauen kann. D.h. die Webbreite reduziert sich auf 98 cm. Auch wichtig zu wissen.
Also, Schnüre, Bänder oder Gurte, die am Kettbaum befestigt sind. Aber wie? Festtackern und noch mehr Löcher in den soeben angebohrten Kettbaum machen? Wenn ich dann nur 50 cm breit webe, würde die unbenutzte Hälfte der Schnüre dumm rumhängen und sich verheddern. Man muß also Schnüre einfach hinzufügen und wegnehmen können. Und die beste Methode dafür scheint tatsächlich eine Metallstange zu sein, die an einer Direktzettel-Leiste befestigt ist.
Also gut: Man nehme einen Akkuschrauber mit 2mm-Bohrer, 5 Ringschrauben 2,8 x 16 x 6 (d.h. 2,8 mm Durchmesser, 16 mm lang, Ringdurchmesser 6 mm), eine Metallstange mit 4-5 mm Durchmesser und 5-10 mm kürzer als der Kettbaum, Meterstab, Anzeichenstift und ein Stück dicken Draht, das durch den Ring der Schraube gesteckt wird, ähnlich wie zuvor beim Schraubschlüssel, als Schraubhilfe für die Ringschrauben.
Natürlich geht auch eine dickere Metallstange mit entsprechend größeren Ringschrauben. Aber ich hatte halt diese Messingstange rumgammeln, und Ringschrauben mit 8 mm Durchmesser sind aus dickerem Draht und wirken gleich so wuchtig. Mein dünnes Stängelchen hält die sehr mäßige Belastung locker pfeifend aus. Es gehen auch vier Ringschrauben, und wenn die Metallstange etwas dicker ist, vermutlich auch zwei. Mein Peitschenstab war mit 5 Texsolv-Schnüren befestigt gewesen, dafür war der Kettbaum an 5 Stellen durchbohrt… fünf erschien einfach als die angemessene Anzahl.
Den Metallstab sollte man von der Seite her einschieben können, also darf er nicht zu nah am Kettbaum sitzen. Das würde auch das Anknoten der Schüre sehr erschweren.
In meinem Fall bedeutete das, daß die Befestigungen mindestens ca. 2 cm vom Kettbaum entfernt an einer Seite einer Direktzettel-Leiste sitzen sollten. Ich markierte 5 Punkte: Nahe an jedem Ende des Kettbaums, in der Mitte, und auf halbem Weg dazwischen. Vorbohren, dann Ringschrauben eindrehen. Metallstange durch die 5 Ringe fädeln, fertig. Später habe ich dann einfache Paketschnur drangeknotet, mit einer Schlaufe am Ende.