Ich Hirsch hatte ganz vergessen, aufzuschreiben, wie ich den Geldstrumpf denn nun gemacht habe.
Den Anschlag habe ich so gemacht wie bei den runden Deckchen, aus denen Sonnenschirm-Dächer werden sollten. Weil ich das nicht so oft mache, vergesse ich immer wieder, wie es geht, aber wofür gibt es Youtube? Such nach „circular cast-on“ oder „magic ring cast-on“. Auf englisch gibt es mehr Auswahl und eigentlich muß man das Gelaber auch gar nicht verstehen.
Acht Maschen Anschlag, in der 2. Runde zunehmen auf 16 (immer 1 Umschlag, 1 rechts abstricken), 3. Runde rechts, 4. Runde wieder mit Umschlägen verdoppeln. Im Nachhinein denke ich, ich hätte vielleicht nur jede 3. oder 4. Runde verdoppeln sollen, weil das Verdoppeln in jeder 2. Runde eigentlich für flache Deckchen gedacht ist. Andererseits hat das gerundete Ende meiner antiken Geldstrümpfe (keinen Neid, bitte! Ich besitze exakt zwei, und einer davon hat böse Flugrost) auch keine glatte Beutelform, sondern schlägt Falten, weil es zusammengezogen wurde. Ich vermute, man wollte schnell zunehmen, weil es ausgesprochen fummelig ist, weniger als 20 Maschen auf dem Nadelspiel zu haben – erst recht, wenn man auch noch recht früh anfangen will, Perlen einzustricken. Ich habe damit eher spät angefangen, etwa nach 15 Reihen.
Eine Runde hat 64 Maschen, weil ich ausgerechnet hatte, daß das Rautenmuster einen Rapport von 8 hat. Das ergibt bei Nadelstärke 1 eine Breite (flach liegend) von ca. 6,6 cm. Die antiken Vorlagen kommen meist nur auf 5 cm, und da ich mit zwei Fingern Probleme habe, eine Münze aus dem Beutel zu angeln (und weil man heutzutage mit nur Münzen nicht weit kommt, und gefaltete Geldscheine sich in engen Schläuchen gern verhaken) ist die größere Weite beabsichtigt. Ein Rapport mehr (1,6 cm) hätte es auch sein dürfen, aber nicht müssen.
Es folgten 5 Reihen mit Perlen, und zwar so: Ein kleiner Vorrat Perlen (meistens so um die 5-10) wird nach vorn geschoben, auf den Garnabschnitt zwischen Zeigefinger und Arbeitsnadel. Einstechen für rechts verschränkt. Eine Perle mit dem Fingernagel des Zeigefingers auf der Arbeitsnadel-Seite vom Vorrat trennen und runterschieben, bis sie zwischen der Arbeitsnadel und dem Gestrick sitzt. Mit der Arbeitsnadel Faden und Perle durchziehen, und zwar so, daß die Perle auf dem vorderen Maschenbein sitzt. Das braucht manchmal mehrere Anläufe, denn wenn die Perle nicht genau auf der richtigen Höhe zwischen Arbeitsnadel und Gestrick saß, landet sie auf dem hinteren Bein oder gar auf dem Querfaden. Natürlich kann man die Perle auch nachträglich an den richtigen Ort bugsieren, aber meist ist es weniger mühsam, die Masche rückgängig zu machen und es nochmal zu versuchen.
Daß man die Masche mit der Perle verschränkt stricken muß, hatte ich in einem Buch (Evelyn Gillmeister-Geisenhof, „Millionen von Stichen hab‘ ich wohl gemacht…“, Band 2) gelesen. Daß man auch die Masche darüber verschränken muß, habe ich selbst herausgefunden. Vielleicht habe ich das ja überlesen. Eine normale rechte Masche würde die Perle wieder nach hinten drehen.
Also: Eine Reihe mit Perlen, rechts verschränkt, eine Reihe ohne Perlen, wieder rechts verschränkt, zwei Reihen normal rechts, und dann das ganze von vorn, insgesamt fünf mal. (Das war ein Fehler, und ich hoffe, ich werde daran denken, wenn ich am Ende des Projekts aufliste, was ich anders hätte machen sollen.)
Dann das Rautenmuster:
1 Masche mit Perle, 7 ohne, wdh bis zum Ende der Reihe.
2 Maschen mit Perle (über der vorhandenen Perle und über der folgenden Masche), 6 ohne, wdh bis Ende der Reihe.
In jeder folgenden Reihe kommt eine Perle hinzu, dafür werden die Maschen ohne je um eins weniger, bis alle Maschen Perlen haben.
Dann das Ganze andersrum: Überall da, wo 8 Perlen übereinander stehen, kommt eine Masche ohne Perle obendrauf, dann 7 Maschen mit Perlen.
Nächste Reihe: Über eine perlenlose Masche kommt wieder eine perlenlose, dann noch eine, dann 6mal Perlen. Immer so fort, bis nur jede 8. Masche eine Perle hat.
In der nächsten Runde wird die Masche mit Perle wie üblich verschränkt abgestrickt, dann 3 M normal, dann eine Perle, 7 normal, wieder eine Perle… also das gleiche wie oben, aber um einen halben Rapport versetzt.
Weil ich mit dem Schlitz recht bald anfangen wollte, er aber nicht allzu dicht über den Perlen sitzen sollte (die Intuition sagt, Schlitz=Belastung, Reibung/Gewicht der Perlen=Belastung, sollte nicht alles zusammenkommen), habe ich ihn mittig zwischen die Perlen der letzten Reihe gelegt. Der Abwechslung wegen, und weil bei manchen antiken Originalen das Stichmuster an dieser Stelle wechselt (wobei die Originale aus dem 19.Jh. meist gehäkelt sind), habe ich diesen Teil so gestrickt:
1 re verschränkt, 2 re, ||: Umschlag, 1re :|| 2 re, 1 abheben mit Garn vorn. Wenden.
1 re verschränkt, 2 re, li bis 3M vor Ende, 2 re, 1 abheben mit Garn vorn. Wenden.
1 rechts verschränkt, 3 re, ||: Umschlag, 1re :||, 3 re, 1 abheben mit Garn vorn. Wenden.
1 re verschränkt, 2 re, li bis 3M vor Ende, 2 re, 1 abheben mit Garn vorn. Wenden.
Das alles 4 Mal, dann 7 oder 8 R glatt re, und dann nochmal das gleiche. D.h. die ganze Höhe des Schlitzes ist in einem Lochmuster gestrickt, bei dem die Löcher immer um 1 diagonal versetzt sind, bis auf einen schmalen Streifen in der Mitte, der glatt rechts ist.
Bei mir ergibt das einen ca. 8 cm langen Schlitz, was gerade so reicht, zwei Finger und einen Daumen reinzustecken.
Danach schloß ich die Runde wieder und setzte noch 2R glatt re drauf. Hier war das erste Knäuel zu Ende, und ich mußte erstmal ausrechnen, wieviele Perlen aufs zweite müssen: 1300 Stück. Mit dem fädeln (sicherheitshalber 1575 Stück) war ich dann erstmal anderthalb Feierabende beschäftigt, zumal die mühsam geklebte und gefeilte Fädelspitze mehrmals abbrach und neu gemacht werden mußte. Ich habe mir diesmal ein großes Stück Bomull und den Arbeitsplatz gelegt, damit ich die runtergefallenen Perlen leichter wiederfinde. Schließlich wachsen antike Stahlperlen nicht auf Bäumen.
Der Rest der Anleitung kommt, wenn ich fertig habe.