Aus reiner Neugier habe ich diesen Sommer angefangen, ganze Schafvliese zu kaufen und sie selbst zu verarbeiten. Es ging mir vor allem um primitive Landschafrassen, die u.a. deswegen gefährdet sind, weil ihre Wolle als rauh und kratzig gilt.
An der Neugier waren v.a. zwei Artikel schuld:
Der erste beschreibt die mischwollige bretonische Rasse Ouessant. Mischwollig heißt, daß das Vlies einerseits aus langen, harten, relativ glatten Haaren besteht, andererseits aus krauser Unterwolle, die zum Teil recht fein und weich sein kann, mitunter sogar unter 20 micron. In diesem Bereich bewegt sich auch Merino.
Der andere Artikel handelt vom Islandpullover und besagt, daß man bei der industriellen Verarbeitung der (ebenfalls mischwolligen) Islandschaf-Wolle die groben Haare nicht von der feinen Unterwolle trennen konnte, so daß moderne Islandgarne eher grob sind. Der Islandpullover wurde demnach entwickelt, um eine Verwendung für eine Wolle zu finden, die mit dem flauschigen Merino aus Australien sonst nicht mithalten konnte.
Nach dieser Lektüre wollte ich mal probieren, das Vlies einer primitiven Rasse in Haare, Wolle und gemischte Locken aufzuteilen, um zu sehen, ob die reine Unterwolle immer noch so kratzig ist, wie man es den Primitiven nachsagt.
Test Nummer eins war ein kleines Ouessant-Vlies. Die kratzigen Haare stehen als helle Locken oben aus dem Vlies heraus. Im ersten Schritt habe ich also jede Locke einzeln gepackt, herausgerissen und auf einen Haufen gelegt. Was übrigblieb, die Unterwolle, habe ich dann gekämmt. Die nicht kämmbaren Reste habe ich schließlich kardiert.
Da mein erstes Web-Projekt eine Tasche werden soll, waren die groben Haare dafür gerade richtig, also habe ich die als erstes versponnen. Und weil ich nicht dick genug gesponnen hatte, habe ich noch etwas von dem kardierten gesponnen und mit dem Haar-Strang verzwirnt.
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