Neueste Nachrichten 3: 1914 (schon wieder)

Noch vor dem marineblauen Sommeranzug hatte ich einen Winteranzug angefangen, den ich eigentlich im Januar 2014 zur Belle-Epoque-Woche in Kandersteg tragen wollte, aber dann kam etwas dazwischen. Als der Hausball von Victorias Enkeln in Franzensbad mangels Anmeldungen in ein legeres Wochenende in Bad Elster umgewandelt wurde und somit die Begrenzung auf 1870-1890 wegfiel, war der Anwendungsfall gegeben.

Die Suche nach Stoffen stand unter der Maßgabe, daß diese möglichst wenig kosten sollten. Beim Wollstoff für den Anzug (nicht unter 100% Wolle) wurde ich bei ebay fündig. Grün. Sehr schöne, gut gewalkte Quali. Als Futter ein dunkelblauer Baumwoll-Satin. Dazu ein dickerer Stoff für den Mantel, das war schon schwieriger, denn es mußte ja zum Grün passen und immer noch 100% Wolle sein. Es wurde ein gedecktes, dunkles Lila. Futter: Baumwollsatin in Flieder. Eine eigenwillige Kombi, aber wenn man weniger als 15€ pro Meter ausgeben will… Später stand ich im Laden der Vintage-Händlerin meines Vertrauens, schaute nach passenden Hutfedern und erzählte dabei von der Farbkombination. Da erfuhr ich, daß Grün, Weiß und Lila die Farben der englischen Suffragetten waren. Ja hey, paßt doch!

Für die drei großen, schräg angeordneten Knöpfe vorn (dazu einer auf einem Querriegel hinten) hatte ich das passende im Fundus: Glasknöpfe, die ich auf dem Theresienwiesen-Flohmarkt gefunden hatte. Die Knopflöcher sind natürlich von Hand mit Seide genäht.

Dazu bekam ich von jener lieben Hobbykollegin einen weiteren Hut, schwarz mit grünen Details und einer weißen Reiherfeder. Wunderschön!
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Der Anzug hatte Premiere bei einem Konzert, obwohl es ja ein Tages-, kein Abedanzug ist. Aber für einen kühlen Oktoberabend gar nicht verkehrt. Draußen war mir warm genug, aber was mich wirklich erstaunt hat war, daß es mir im Theater nicht heiß wurde, trotz (oder wegen?) der vielen Schichten: Baumwollhemd, Korsett (2 Lagen Baumwolle, eine Lage Seide), Seidenbluse, Baumwollfutter, Wolle. Das bestätigt mal wieder, daß Naturfasern klimatisch nicht zu toppen sind. Rückblicken hätte ich die Bluse weglassen und mir so 2 Tage Arbeit sparen können.

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