Ich weiß nicht genau, wann ich mir vorgenommen habe, ein Tournürenkleid zu machen. Es muß aber spätestens 1998 gewesen sein, denn ich weiß definitiv, daß ich mir den Stoff dafür im März 1999 gekauft habe. Und zwar in der Arab Street in Singapur. Seither liegt er in meinem Stoffregal und wartet, wartet, wartet.
Es ist ein seidener Crêpe Satin in einem leckeren Vollmilch-Schokoladen-Ton. Ich war eben jung und wußte es nicht besser. 😉 Heute würde ich einen solchen Stoff nicht mehr kaufen: Für historische Nähprojekte ist dieser Stoff einfach zu flüssig. Glitschig gar. Den Futterstoff immerhin wählte ich erst kürzlich aus, nachdem ich erfahren hatte, womit man damals Taillen und Röcke fütterte: Baumwollchintz.
Als Schnitt diente einer von Truly Victorian, der wie alle Ami-Schnitte die Nahtzugabe schon intus hat. Natürlich traute ich ihm nicht und tat auch gut daran, denn die Schnittmacher berücksichtigen meist nicht, daß man bei großen Größen viel mehr wegschnüren kann als bei kleinen und mittleren. Besonders im Vorderteil wurde beim Abstecken die Taille noch um einiges kleiner gesteckt.
Ich schnitt die Teile zuerst aus Chintz zu. Dann legte ich den Seidenstoff entlang der Linien des Parketts aus, um sicherzustellen, daß der Stoff auch wirklich gerade und glatt liegt. Ich legte die Chintz-Teile darauf aus, steckte sie vorsichtig fest, um den Seidenstoff nicht zu verziehen, und schnitt die Seide ein wenig größer aus als den Chintz, weil ich wußte, daß der Satin fürchterlich fransen würde.
Dann heftete ich Futter und Oberstoff jedes einzelnen Teiles entlang der Außenkanten zusammen, um zu verhindern, daß sie sich gegeneinander verschieben. Schließlich nähte ich die einzelnen Schnitteile, Oberstoff und Futter jewels wie eine Schicht, mit der Maschine zusammen, wie man es auch im 19. Jh. machte.