Seit 2002 ziehe ich mit einem maschinengenähten Baumwollzelt umher, und seit ein paar Jahren schon habe ich vor, es durch ein handgenähtes Leinenzelt zu ersetzen, das obendrein ein bißchen größer ist. Das alte ist zwar mit einer Grundfläche von 2,8 x 2,8 m auch nicht gerade klein, aber eine Idee größer dürfte es sein, um all die Utensilien unterzubringen – zumal sich diese Fläche nur ergibt, wenn man die Wände ordentlich nach außen spannt, denn an der Dachkante hat das Zelt nur 2,4 x 2,4 m.
Die erste Überlegung gilt der Form und Größe. Die Quelle zu dem Thema ist das Buch Zelt und Lager im altpreußischen Heer von Ruth Bleckwenn, Biblio Verlag Osnabrück, 1975. In der Größenklasse oberhalb von A-Zelten (Grundfläche 2 x 2 m, max. Stehhöhe 2 m) finden sich darin nur wenige rechteckige Zelte (relativ klein und und niedrig) und viele ovale (sehr groß und sehr hoch), alle mit Firststange.
Außer bei A-Zelten benötigen Zelte mit Firststange zwei bis drei Leute zum Aufbauen, und selbst bei A-Zelten ist der Aufbau allein kein Spaß. Ich bin aber normalerweise allein unterwegs. Zwar findet sich auf Lagern eigentlich immer jemand, der hilft, aber verlassen müssen möchte ich mich darauf nicht. Mein „altes“ Zelt hat vier Eckstangen, die ich einzeln nacheinander aufstellen und abspannen kann, und eine Mittelstange, die zuletzt eingebaut wird.
Hilfe brauche ich nur, um den gedrechselten Puck auf die Mittelstange aufzustecken, und das ist sowas von optional. Auf eine Firststange und somitauf Aufbauhelfer kann ich nur verzichten, weil das Zelt quadratisch ist.
Dann zeichnete ich einen Grundriß von einem möglichst kleinen ovalen Zelt, in dem ich meinen Kram (Bett, Kleider- und Küchenkiste etc.) unterzubringen versuchte, und das gleiche nochmal mit einem quadratischen Zelt. Das ovale Zelt mußte deutlich mehr Quadratmeter haben und mehr Leinen verbrauchen, damit alles reinpaßte – vor allem wohl, weil der Kram nun mal rechteckig ist. Weniger Leinen bedeutet weniger Kosten, weniger Volumen im Kofferraum und weniger Gewicht zu schleppen. Ich werde ja auch nicht jünger. :-/
Damit war die Entscheidung gefallen: Zwar gibt es unter den preußischen Militärzelten keine quadratischen Exemplare, aber da ich nicht beim Militär bin, muß ich mich nicht zwingend daran halten. Auf Schlachtengemälden des 17. Jh. gibt es durchaus quadratische Zelte mit Mittelpfosten, d.h. die Zeltform war nicht unbekannt.