Oha, die letzte Nachricht in dieser Kategorie war im letzten Mai und handelte vom leimen. Irgendwann letztes Jahr habe ich es noch geschafft, das Futter, das ich aus dem Trachtenmieder Nr. 1 rausgerupft hatte (als einzig rettbares Teil davon), auf das neue anzupassen und darauf festzuheften. Danach versuchte ich, Wollband in der richtigen Breite (ca. 2 cm) zu bekommen, um die Kanten zu versäubern. Ich ging sogar auf eine Trachtenmesse, in der Hoffnung, daß man da so etwas – oder notfalls auch (Seiden-)Taft – hätte. Meine Befürchtungen bestätigten sich: Den meisten Trachtenträgern ist die Authentik ziemlich egal; daher gibt es nur Einfaßbänder aus Viskose.
Immerhin bekam ich einen Überblick über das Angebot an Miederhaken. Die massiv silbernen (warum kauft jemand teuer massives Silber, um es auf schnöden Kunstfaserkram zu setzen?), gab es zumeist ab 30€ pro Paar aufwärts, mit wenig stilistischer Variation. Rühmliche Ausnahme war Annamirl Raab. Trotzdem: Die gleichen Haken zu haben wie hunderte andere, das ging mir gegen den Strich. Ich hatte extra nach Wollsatin gesucht (50€/m!), handgewebtes Aussteuerleinen verarbeitet, monatelang mit Seidenfilamentgarn (Gesamtwert ca. 50 €) daran herumgestickt, alles von Hand genäht (Arbeitszeit: unbezahlbar!) – und dann sollte ich die gleichen Haken dranmachen wie jemand, der Kunstfaser benutzt, mit der NähMa gearbeitet und keinen Stich gestickt hat? Wo ich doch nun jemanden kenne, der zu anständigen Preisen Silber gießen kann?
Auf der Trachtenmesse kaufte ich einen Rockhaken (das ist der hinten in der Mitte), der mit 13 gestempelt, also älter als 1888 war, und besuchte den (Hobby-)Verkäufer später daheim, um seine Sammlung zum Verkauf stehender Miederhaken zu begutachten. Das meiste davon war stilistisch Massenware-Kram wie im Bild oben. Ich fand gerade mal einen fast vollständigen Satz, bei dem mir die Grundplatte gefiel (die Haken hingegen hatten diesen billig wirkenden dreieckigen Querschnitt wie bei Massenware, im Bild oben z.B. der linke obere, messingfarbene), und drei einzelne, bei denen mir die Haken gefielen (ich stehe auf diese Vogel- oder Schlangenkopf-Optik). Die nahm ich mit, gab sie dem Silbergießer meines Vertrauens und bat ihn, die Grundplatte des einen Satzes mit den Haken des anderen zu kombinieren.
Jetzt bleibt nur noch, die gewünschte Position der Haken zu bestimmen („nur“? Ich prokrastiniere nun schon fast eine Woche!), und sie festzunähen. Dann ist zwar das Mieder an sich fertig, aber bei einer Anprobe muß ich noch ausprobieren, wie lang die Geschnürkette mindestens sein muß. Und dann entscheiden, ob ich nur einmal hin- und herschnüre oder, was mir gut gefiele, wie Helene Sedlmayr mehrmals um jedes Hakenpaar. Da der Silberpreis momentan recht hoch ist, ist die Entscheidung besonders schwierig.
Und schließlich fehlt noch ein Miederleibl, d.h. ein taillenkurzes Hemd aus Leinen, das nur da, wo es aus dem Mieder rausschaut, mit Seide belegt ist, mit mehr oder minder aufwendigen Ärmeln dran. Ein passender Rock könnte auch noch her, aber für den Moment reicht der Wollrock, der eigentlich zur Tracht des 18. Jh. gehört.
2 Antworten auf Trachtenmieder, kurz vor Endspurt