Glossar japanischer Kleidung
Da japanische Kleidung sehr variantenreich ist - besonders,
wenn man die gesamte Geschichte in Betracht zieht, die seit
über einem Jahrtausend gut dokumentiert ist -, muß
dieses Glossar unvollständig bleiben. Manche Kleidungsstücke
haben sogar den Kontext, in dem sie getragen werden, gewechselt.
Dieses Glossar befaßt sich v.a. mit den modernen Varianten.
Japanische Kleidung ist im Grunde geschlechtsneutral; die kleinen Unterschiede
machen sich vor allem in der Wahl der Stoffe, Farben und Muster bemerkbar, in
der Form und länge der Ärmel und der Art des Tragens.
- kimono
Eigentlich ein allgemeiner Ausdruck für Kleidung jeder Art (kiru=anziehen,
mono=Ding), benennt mittlerweile aber häufig japanische Kleidung
im Gegensatz zu westlicher, ohne jedoch ein bestimmtes Kleidungsstück
zu bezeichnen.
- obi
Der Gürtel, der den Kimono zusammenhält. Je nach Geschlecht, Alter,
Jahreszeit und Kleidungsstil kann er 5-35 cm breit und etwa 1,5-4 m lang sein
und mehr oder weniger verziert. Der formelle Obi für Frauen ist, wenn
aus Brokat, bestickt oder bemalt, oft ebenso teuer wie der Rest der Gewandung.
Der für Männer ist meist sehr schlicht und entsprechend billiger.
- obijime
Eine Schnur, die den Frauen-Obi zusammenhält, entweder in Form eines
geflochtenen Bandes oder als mit Watte ausgestopfte "Würste".
- yukata
Das Wort bedeutet "Badekleidung" (yu = warmes Wasser), aber Yukata
wurden und werden auch als bequeme Haus- und luftige Sommerkleidung getragen,
meist ohne Untergewand. Yukata sind nicht gefüttert und gewöhnlich
weiß und dunkelblau (Indigo) gemustert.
- geta
Holzschuhe mit zwei Zehenriemen. Die bekannsteste Form besteht aus einer flachen,
rechteckigen Holzsohle, die auf zwei Querstegen sitzt und wird von Männern
(größer, flacher) wie Frauen getragen. Geta sind sehr gut geeignet,
in der noch sommerlich warmen Taifunzeit (September) duch Pfützen oder
im Winter durch Schnee zu waten, ohne sich die Füße naß zu
machen. Die andere Abart ist aus einem Stück geschnitzt, mit geschwungener,
ovaler Sohle, und wird nur von Frauen getragen. Beide gehören zum Yukata,
nicht zu formellerer Kleidung (außer die Spezialvariante der 10 cm hohen
Geisha-Geta), und sind im Sommer v.a. bei älteren Leuten auch zu westlicher
Kleidung beliebt. Die Quersteg-Variante gibt es auch in einer regelrechten
Regen-Ausführung mit Plastikhaube über den Zehen, denn wenn man
normal geht, anstatt zu schlurfen, klappt die Vorderkante bis auf den Boden
(und damit in die Pfütze) hinunter.
- zôri
Sandalen aus (im Gegensatz zu Geta) weichem Material wie z.B. Stroh, Stoff
(traditionell) oder Plastik (modern), mit flacher Lauffläche. Werden
gewöhnlich zum formellen Kimono (also alles außer Yukata) getragen.
Die männliche Variante ist aus Stroh und flach, während die weibliche
aus Plastik oder Stoff besteht und einen Keilabsatz hat.
- tabi
Die Socken mit abgeteilter großer Zehe, die immer zu zôri getragen
werden (während man geta meist barfuß trägt). Sie sind nicht
gestrickt, sondern aus nicht dehnbarem Material genäht und haben eine
starke Sohle, da in Japan im Haus keine Schuhe getragen werden. (Westliche
Socken kriegen da schnell Löcher.)
- kosode
Das Wort bedeutet "kleiner Ärmel" und bezieht sich auf das
von Männern und Frauen getragene Untergewand. Der Ärmel ist, vom
ausgestreckten Arm abwärts gemessen, kaum länger als breit (also
von der Schulter zum Handgelenk), sprich fast quadratisch. Als Untergewand
war der Kosode nie versteckt, im Gegenteil: Das Übergewand wurde weit
offen getragen. Heute verzichtet man meist auf das Übergewand. Der Kosode
ist das, was man außerhalb Japans Kimono nennt. Kostet neu 150.000 Yen
aufwärts.
- uchikake
Ehemals das alltägliche Übergewand über dem kosode, heute eigentlich
nur noch an Bräuten zu sehen. Aufwendiger dekoriert als kosode und mit
längeren Ärmeln, mitunter bis zum Boden. Vom obi abwärts öffnet
er sich über dem Saum des Kosode und schleppt hinten über den Boden.
Der Saum ist wattiert, damit er noch eleganter schleppt.
- furisode
Eine langärmelige Kimono-Art, die von unverheirateten Frauen zu relativ
formellen Anlässen getragen wird. Ehedem hauptsächlich in schwarz
gehalten, heute aber besonders farbenfroh.
- kamishimo
kann als "oben-unten" übersetzt werden und bezeichnet die formelle
Kleidung männlicher Angehöriger der Samurai-Klasse. Es besteht aus
einem Oberteil (kataginu) mit überbreiten, flügelartigen Schultern,
und einem hakama (s.u.) und wird über einem Kimono getragen. Heute "klassenloses"
Männergewand zu formellen Anlässen, ist aber sehr selten zu sehen,
da die Herrschaften westliche Anzüge vorziehen.
- hakama
Eine Art Hose, die v.a. von Männern zum Kamishimo getragen wird, aber
manchmal auch von Frauen, besonders den in Shintô-Schreinen beschäftigten
"Schreinjungfern". Die Beine sind sehr weit und in messerscharfe
Falten gebügelt; die äußeren Nähte sind etwa vom Knie
aufwärts offen, so daß ein Kimono darunter getragen werden muß.
10.000 Yen aufwärts.
- jû-ni-hitoe
bedeutet "zwölf Schichten" und bezieht sich auf das traditionelle
Gewand der Damen des kaiserlichen Hofes, wie es seit etwa dem 12. Jh. gebräuchlich
war. Heute sieht man es nur noch an Prinzessinnen, zu hochzeremoniellen höfischen
Anlässen, und an Hina-matsuri-Puppen. Ein jû-ni-hitoe muß nicht
aus genau 12 Lagen bestehen, aber immerhin aus recht vielen, und ist daher
ziemlich schwer.
- haori
Bis zu den Oberschenkeln reichende Jacke, die bei kühlerem Wetter über
dem Kimono getragen wird. Früher ein reines Männergewand, heute
(wie überhaupt traditionelle Kleidung) eher an Frauen zu sehen. Der Schnitt
ist derselbe wie für sonstige Kimono, nur eben kürzer, und mit schmaleren
Vorderteilen, die nicht überlappen. Harori werden in Brusthöhe durch
zwei verknotete Schnüre geschlossen.
- tomesode
eine formelle Kimono-Variante, die kurze (d.h. quadratische) oder lange Ärmel
haben kann und v.a. von Frauen mittleren oder fortgeschrittenen Alters zu
festlichen Anlässen getragen wird. Die Dekoration kann sehr aufwendig
sein (yûzen und/oder Goldstickerei), beschränkt sich aber auf den
unteren Bereich des Korpus und evtl. der Ärmel.
- yûzen
Eine Form der Seidenmalerei, die v.a. in Kanazawa gepflegt wird. Sie ähnelt
von der Technik her derjenigen Seidenmalerei, die in den späten 1980er
Jahren in Europa "in" war, ist aber unvergleichlich viel feiner.
Echte, handgemalte yûzen-Seide dürfte die teuerste Wahl für
Kimono-Stoff sein, weswegen sie auch gern als Druck auf Poly nachgeahmt wird.
Die zweitteuerste Variante dürfte Ikat
sein, der kaum texhnisch nachzuahmen ist.
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