Herstellung einer Taille

Teil 5: Kleinzeug

 

Schneide den Kragen zu aus 2x Oberstoff mit mindestens 1,2 cm Zugabe und einmal aus einer steifen Einlage, die nur an der Unterkante eine kleine Zugabe hat . Ist der Oberstoff eher flimsig, dopple die äußere Oberstoff-Lage mit einer Schicht Futterstoff auf. Lege die Einlage auf die linke Seite des (evtl. aufgedoppelten) Oberstoffs, stecke sie fest, biege die obere und vordere Zugabe möglichst glatt um die Kanten der Einlage herum und hefte sie fest. Hefte dann den Kragen rechts auf rechts außen an den Halsausschnitt und fasse dabei die Einlage knapp mit. Klapp den Kragen hoch und bügle die Naht auseinander. Dann nähst Du mit Hand die zweite Lage Oberstoff rechts auf rechts innen an den Halsausschnitt, klappst ihn hoch und bügelst die Naht. Falte die Zugaben dieser inneren Lage unter, so daß die Kanten knapp innerhalb der Kanten der äußeren Kragenschicht zu liegen kommen, und staffiere sie mit Saumstich an.

Links: Kragen am Originalteil, Innenseite. Entlang der unteren Kante zeigt eine Nähmaschinennaht, wo die äußere Stofflage mit Einlage von außen her angenäht wurde. Die innere Lage wurde von Hand gegenstaffiert. Links unten die Schulternaht, am rechten Bildrand der Untertritt, der die Knöpfe trägt. Ganz außen rechts zeigt ein heller blauer Knubbel, wo der erste Knopf angenäht ist.

 

Hakenschluß: Ein Hakenschluß, bei dem nicht alle Haken auf einer und alle Ösen auf der anderen Seite sitzen, sondern im Zickzack versetzt, ist zwar schwieriger zu schließen, hält aber auch eher dicht. So oder so ist die einzig authentische Methode, alle Haken und Ösen einzeln anzuhähen; fertiges Haken-Ösen-Band ist erst nach 1900 "erlaubt". Beide sollten nicht über die Stoffkante hinausragen, sondern nur gerade so verdeckt sein. Haken werden nicht nur durch die beiden Ringe angenäht, sondern auch ganz vorn noch einmal befestigt. Je nach Länge der Vorderkante sind 15 oder mehr Haken-Ösen-Paare nötig.

Knopfschluß: Die Auswahl der Knöpfe ist eines der größten Probleme. Die Größe sollte 13 bis 15 mm betragen, maximal aber 20 mm. Mit dem Oberstoff bezogene Knöpfe sind nie verkehrt, aber bitte nur von Hand bezogene. Bei einem erhaltenen Stück wurden offenbar Vierlochknöpfe bezogen, aber dann nicht etwa durch den Stiel angenäht, sondern durch die Löcher (Bild rechts). In anderen Fällen finden wir umhäkelte oder sonstwie umsponnene Knöpfe, kunstvolle Emailleknöpfe oder (bei einem Brautkleid) auch mal große Perlmuttknöpfe. Daß der Knopf farblich stark vom Oberstoff abweicht, scheint eher die Ausnahme zu sein. Je nach Länge der Vorderkante sind 14 oder mehr Knöpfe nötig. Mehr und kleinere Knöpfe wirken eleganter als größere, wenige. Die Knopflöcher wirken am besten, wenn sie von Hand mit farblich passender Knopflochseide gemacht werden, aber auch maschinell mit Zickzackstich und normal dünner Nähseide gemachte Knopflöcher sind möglich. Da wir uns im späten 19. Jh. befinden, besteht kein Zweifel, daß bei Frauenkleidung die Knöpfe auf der linken Seite sitzen.

Die unteren Ärmelenden werden ebenso versäubert wie die unteren Kanten der Taille, können aber auch Schlitze entlang der Ärmelnaht haben.

Taillenband: Damit die Taille nicht nach oben rutscht, wenn man z.B. die Arme hebt, muß ein Taillenband eingerarbeitet werden. Die Länge hast Du hoffentlich schon bei der zweiten Anprobe festgestellt. Setze an die Enden (die durch zweifaches Umschlagen versäubert sind) je zwei Haken bzw. Ösen. Nähe das Band so ein, daß sein Haken-Ösen-Schluß nicht genau auf dem Planchet sitzt, sondern etwas seitlich davon. Es wird an allen Rückennähten und der Seitennaht mit Kreuzstich über die gesamte Breite angenäht, im Vorderteil aber nicht.

Damit ist die Taille in ihren Grundzügen fertig, sollte aber je nach angestrebter Optik noch mehr oder minder verziert werden. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.