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Was ein Justaucorps ist, eine Bergère und andere Kleidungsstücke des 18. Jahrhunderts, steht im Glossar. Hier soll es vielmehr um Begriffe gehen, die nicht allgemeingültig definiert sind, aber von mir auf diesen Seiten in bestimmter Weise gebraucht werden.
Korsett/Mieder/Korsage/Corsage
Einer der unklarsten, aber klärungsbedürftigsten Begriffe im Reich der Kostümgeschichte. Fangen wir mir dem Einfachen an: Korsagen bzw. Corsagen sind enganliegende, meist trägerlose Oberteile, nicht immer mit versteifenden Stäben. Sie formen den Körper nicht, sondern legen sich nur eng an ihn an. Heute erhältliche, zur Reizwäsche zählende Spitzenteile mit ein paar Stäben drin und Strumpfhaltern dran können als Korsagen gelten, ebenso die Oberteile von vielen Cocktailkleidern und modernen Abendkleidern. Der Begriff wurde irgendwann im Verlauf den 20. Jh. erfunden, hat also in früheren Epochen nichts zu suchen. Weg damit!
Der Begriff Korsett wurde erst im 19. Jh. gebräuchlich, ist aber so eingebürgert als ein den Körper formendes, starres, geschnürtes Teil der Unterkleidung, daß ich ihn auch für frühere Epochen verwende. Streng genommen müßte man vor dem 19. Jh. Schnürbrust sagen. Wichtig ist, daß das Korsett Unterkleidung ist.
Das Mieder hingegen ist mehr oder weniger Oberbekleidung: In Volkstrachten
des 19. Jh. (z.B. Münchner und oberbayrische Tracht) wird das Mieder definitiv
sichtbar getragen, ist also ein Obergewand. In diesem Zusammenhang ist mir der
Begriff zum ersten Mal begegnet, und deshalb ist es für mich tendenziell
eher ein Obergewand, auch wenn im 20. Jh. Miederwarengeschäfte schlicht
Unterwäsche verkauften. Jetzt wird's kompliziert: Im 18. Jh. wurden diejenigen
Kleidungsstücke, die ich Korsett oder Schürbrust nenne, auch als Mieder
bezeichnet. Es war dasselbe Ding. Trotzdem verwende ich die Begriffe unterschiedlich,
um verschiedene Verwendungsweisen auseinanderzuhalten: Bei den Bürgerlichen
kam es im häuslichen Umfeld schon einmal vor, daß ddie Schnürbrust
ohne etwas darüber getragen wurde. Außeralb des Hauses wäre
das unanständig gewesen. Im Lauf des18. Jh. verzweigte sich aber dieses
Kleidungsstück in ein eher der Oberschicht zugehöriges, immer drunter
getragenes (Korsett) und ein bürgerliches, das immer öfter sichtbar
getragen wurde und sich deshalb allmählich auch von der Form her vom Vorfahren
löste.
Bei mir bezeichnet der Begriff Mieder ein versteiftes, mehr oder minder
formendes Kleidungsstück, das zu einer bürgerlichen Regionaltracht
gehört und u.U. auch drüber getragen wurde.
Panier/Reifrock/Krinoline
Der Begriff Reifrock bezeichnet ganz allgemein jeden rockartigen Unterbau, der durch Fischbein, Metall, Weide o.ä. seine Form erhält. Ich benutze diesen Begriff nur, wenn ich ihn auch genau so allgemein meine. Ansonsten unterscheide ich, je nach Epoche, die Verdugado/Vertugadin (16. und sehr frühes 17. Jh.), das Panier (18. Jh.), die Krinoline (Mitte 19.Jh.) und die Tournüre (1870er/1880er). "Pannier" ist eine falsche Schreibweise, die aus dem angelsächsischen Spachraum stammt.
Taille/Mieder/Oberteil
Der Begriff des Mieders ist noch fieser als bisher deutlich wurde: Es kann auch das meist eng anliegende Oberteil eines Kleides bezeichnen. Das vergessen wir lieber gleich wieder, um Verwirrung zu vermeiden. Ich spreche dann schlicht vom Oberteil. Im 19. Jh. bezeichnete man dieses auch gern als Taille. Dieser Begriff bezeichnet heute etwas ganz anderes, ist also auch nicht ohne - aber meist erschließt sich die Unterscheidung aus dem Kontext. Ich benutze den Begriff Taille für das 19. Jh., um ein gefüttertes, enganliegendes, mit einigen Stäben versteiftes Oberteil von anderen Oberteilen zu unterscheiden, die im späten 19. Jh. aufkamen: Blusentaille und Bluse.